Faust: Der Tragoedie Part 2

Contents:
Author: Johann Wolfgang von Goethe

1. Akt—Anmutige Gegend

MEPHISTOPHELES: Was ist verwuenscht und stets willkommen? Was ist ersehnt und stets verjagt? Was immerfort in Schutz genommen? Was hart gescholten und verklagt? Wen darfst du nicht herbeiberufen? Wen hoeret jeder gern genannt? Was naht sich deines Thrones Stufen? Was hat sich selbst hinweggebannt?

KAISER: Fuer diesmal spare deine Worte! Hier sind die Raetsel nicht am Orte, Das ist die Sache dieser Herrn.— Da loese du! das hoert’ ich gern. Mein alter Narr ging, fuercht’ ich, weit ins Weite; Nimm seinen Platz und komm an meine Seite.

GEMURMEL DER MENGE: Ein neuer Narr—Zu neuer Pein— Wo kommt er her?—Wie kam er ein?— Der alte fiel—Der hat vertan— Es war ein Fass—Nun ist’s ein Span—

KAISER: Und also, ihr Getreuen, Lieben, Willkommen aus der Naeh’ und Ferne! Ihr sammelt euch mit guenstigem Sterne, Da droben ist uns Glueck und Heil geschrieben. Doch sagt, warum in diesen Tagen, Wo wir der Sorgen uns entschlagen, Schoenbaerte mummenschaenzlich tragen Und Heitres nur geniessen wollten, Warum wir uns ratschlagend quaelen sollten? Doch weil ihr meint, es ging’ nicht anders an, Geschehen ist’s, so sei’s getan.

KANZLER: Die hoechste Tugend, wie ein Heiligenschein, Umgibt des Kaisers Haupt; nur er allein Vermag sie gueltig auszuueben: Gerechtigkeit!—Was alle Menschen lieben, Was alle fordern, wuenschen, schwer entbehren, Es liegt an ihm, dem Volk es zu gewaehren. Doch ach! Was hilft dem Menschengeist Verstand, Dem Herzen Guete, Willigkeit der Hand, Wenn’s fieberhaft durchaus im Staate wuetet Und uebel sich in uebeln ueberbruetet? Wer schaut hinab von diesem hohen Raum Ins weite Reich, ihm scheint’s ein schwerer Traum, Wo Missgestalt in Missgestalten schaltet, Das Ungesetz gesetzlich ueberwaltet Und eine Welt des Irrtums sich entfaltet. Der raubt sich Herden, der ein Weib, Kelch, Kreuz und Leuchter vom Altare, Beruehmt sich dessen manche Jahre Mit heiler Haut, mit unverletztem Leib. Jetzt draengen Klaeger sich zur Halle, Der Richter prunkt auf hohem Pfuehl, Indessen wogt in grimmigem Schwalle Des Aufruhrs wachsendes Gewuehl. Der darf auf Schand’ und Frevel pochen, Der auf Mitschuldigste sich stuetzt, Und: Schuldig! hoerst du ausgesprochen, Wo Unschuld nur sich selber schuetzt. So will sich alle Welt zerstueckeln, Vernichtigen, was sich gebuehrt; Wie soll sich da der Sinn entwickeln, Der einzig uns zum Rechten fuehrt? Zuletzt ein wohlgesinnter Mann Neigt sich dem Schmeichler, dem Bestecher, Ein Richter, der nicht strafen kann, Gesellt sich endlich zum Verbrecher. Ich malte schwarz, doch dichtern Flor Zoeg’ ich dem Bilde lieber vor. Entschluesse sind nicht zu vermeiden; Wenn alle schaedigen, alle leiden, Geht selbst die Majestaet zu Raub.

HEERMEISTER: Wie tobt’s in diesen wilden Tagen! Ein jeder schlaegt und wird erschlagen, Und fuers Kommando bleibt man taub. Der Buerger hinter seinen Mauern, Der Ritter auf dem Felsennest Verschwuren sich, uns auszudauern, Und halten ihre Kraefte fest. Der Mietsoldat wird ungeduldig, Mit Ungestuem verlangt er seinen Lohn, Und waeren wir ihm nichts mehr schuldig, Er liefe ganz und gar davon. Verbiete wer, was alle wollten, Der hat ins Wespennest gestoert; Das Reich, das sie beschuetzen sollten, Es liegt gepluendert und verheert. Man laesst ihr Toben wuetend hausen, Schon ist die halbe Welt vertan; Es sind noch Koenige da draussen, Doch keiner denkt, es ging’ ihn irgend an.

SCHATZMEISTER: Wer wird auf Bundsgenossen pochen! Subsidien, die man uns versprochen, Wie Roehrenwasser bleiben aus. Auch, Herr, in deinen weiten Staaten An wen ist der Besitz geraten? Wohin man kommt, da haelt ein Neuer Haus, Und unabhaengig will er leben, Zusehen muss man, wie er’s treibt; Wir haben so viel Rechte hingegeben, Dass uns auf nichts ein Recht mehr uebrigbleibt. Auch auf Parteien, wie sie heissen, Ist heutzutage kein Verlass; Sie moegen schelten oder preisen, Gleichgueltig wurden Lieb’ und Hass. Die Ghibellinen wie die Guelfen Verbergen sich, um auszuruhn; Wer jetzt will seinem Nachbar helfen? Ein jeder hat fuer sich zu tun. Die Goldespforten sind verrammelt, Ein jeder kratzt und scharrt und sammelt, Und unsre Kassen bleiben leer.

MARSCHALK: Welch Unheil muss auch ich erfahren! Wir wollen alle Tage sparen Und brauchen alle Tage mehr, Und taeglich waechst mir neue Pein. Den Koechen tut kein Mangel wehe; Wildschweine, Hirsche, Hasen, Rehe, Welschhuehner, Huehner, Gaens’ und Enten, Die Deputate, sichre Renten, Sie gehen noch so ziemlich ein. Jedoch am Ende fehlt’s an Wein. Wenn sonst im Keller Fass an Fass sich haeufte, Der besten Berg’ und Jahreslaeufte, So schluerft unendliches Gesaeufte Der edlen Herrn den letzten Tropfen aus. Der Stadtrat muss sein Lager auch verzapfen, Man greift zu Humpen, greift zu Napfen, Und unterm Tische liegt der Schmaus. Nun soll ich zahlen, alle lohnen; Der Jude wird mich nicht verschonen, Der schafft Antizipationen, Die speisen Jahr um Jahr voraus. Die Schweine kommen nicht zu Fette, Verpfaendet ist der Pfuehl im Bette, Und auf den Tisch kommt vorgegessen Brot.

KAISER: Sag, weisst du Narr nicht auch noch eine Not?

MEPHISTOPHELES: Ich? Keineswegs. Den Glanz umher zu schauen, Dich und die Deinen!—Mangelte Vertrauen, Wo Majestaet unweigerlich gebeut, Bereite Macht Feindseliges zerstreut? Wo guter Wille, kraeftig durch Verstand, Und Taetigkeit, vielfaeltige, zur Hand? Was koennte da zum Unheil sich vereinen, Zur Finsternis, wo solche Sterne scheinen?

GEMURMEL: Das ist ein Schalk—Der’s wohl versteht— Er luegt sich ein—So lang’ es geht— Ich weiss schon—Was dahinter steckt— Und was denn weiter?—Ein Projekt—

MEPHISTOPHELES: Wo fehlt’s nicht irgendwo auf dieser Welt? Dem dies, dem das, hier aber fehlt das Geld. Vom Estrich zwar ist es nicht aufzuraffen; Doch Weisheit weiss das Tiefste herzuschaffen. In Bergesadern, Mauergruenden Ist Gold gemuenzt und ungemuenzt zu finden, Und fragt ihr mich, wer es zutage schafft: Begabten Manns Natur—und Geisteskraft.

KANZLER: Natur und Geist—so spricht man nicht zu Christen. Deshalb verbrennt man Atheisten, Weil solche Reden hoechst gefaehrlich sind. Natur ist Suende, Geist ist Teufel, Sie hegen zwischen sich den Zweifel, Ihr missgestaltet Zwitterkind. Uns nicht so!—Kaisers alten Landen Sind zwei Geschlechter nur entstanden, Sie stuetzen wuerdig seinen Thron: Die Heiligen sind es und die Ritter; Sie stehen jedem Ungewitter Und nehmen Kirch’ und Staat zum Lohn. Dem Poebelsinn verworrner Geister Entwickelt sich ein Widerstand: Die Ketzer sind’s! die Hexenmeister! Und sie verderben Stadt und Land. Die willst du nun mit frechen Scherzen In diese hohen Kreise schwaerzen; Ihr hegt euch an verderbtem Herzen, Dem Narren sind sie nah verwandt.

MEPHISTOPHELES: Daran erkenn’ ich den gelehrten Herrn! Was ihr nicht tastet, steht euch meilenfern, Was ihr nicht fasst, das fehlt euch ganz und gar, Was ihr nicht rechnet, glaubt ihr, sei nicht wahr, Was ihr nicht waegt, hat fuer euch kein Gewicht, Was ihr nicht muenzt, das, meint ihr, gelte nicht.

KAISER: Dadurch sind unsre Maengel nicht erledigt, Was willst du jetzt mit deiner Fastenpredigt? Ich habe satt das ewige Wie und Wenn; Es fehlt an Geld, nun gut, so schaff es denn.

MEPHISTOPHELES: Ich schaffe, was ihr wollt, und schaffe mehr; Zwar ist es leicht, doch ist das Leichte schwer; Es liegt schon da, doch um es zu erlangen, Das ist die Kunst, wer weiss es anzufangen? Bedenkt doch nur: in jenen Schreckenslaeuften, Wo Menschenfluten Land und Volk ersaeuften, Wie der und der, so sehr es ihn erschreckte, Sein Liebstes da—und dortwohin versteckte. So war’s von je in maechtiger Roemer Zeit, Und so fortan, bis gestern, ja bis heut. Das alles liegt im Boden still begraben, Der Boden ist des Kaisers, der soll’s haben.

SCHATZMEISTER: Fuer einen Narren spricht er gar nicht schlecht, Das ist fuerwahr des alten Kaisers Recht.

KANZLER: Der Satan legt euch goldgewirkte Schlingen: Es geht nicht zu mit frommen rechten Dingen.

MARSCHALK: Schafft’ er uns nur zu Hof willkommne Gaben, Ich wollte gern ein bisschen Unrecht haben.

HEERMEISTER: Der Narr ist klug, verspricht, was jedem frommt; Fragt der Soldat doch nicht, woher es kommt.

MEPHISTOPHELES: Und glaubt ihr euch vielleicht durch mich betrogen, Hier steht ein Mann! da, fragt den Astrologen! In Kreis’ um Kreise kennt er Stund’ und Haus; So sage denn: wie sieht’s am Himmel aus?

GEMURMEL: Zwei Schelme sind’s—Verstehn sich schon— Narr und Phantast—So nah dem Thron— Ein mattgesungen—Alt Gedicht— Der Tor blaest ein—Der Weise spricht—

ASTROLOG: Die Sonne selbst, sie ist ein lautres Gold, Merkur, der Bote, dient um Gunst und Sold, Frau Venus hat’s euch allen angetan, So frueh als spat blickt sie euch lieblich an; Die keusche Luna launet grillenhaft; Mars, trifft er nicht, so draeut euch seine Kraft. Und Jupiter bleibt doch der schoenste Schein, Saturn ist gross, dem Auge fern und klein. Ihn als Metall verehren wir nicht sehr, An Wert gering, doch im Gewichte schwer. Ja! wenn zu Sol sich Luna fein gesellt, Zum Silber Gold, dann ist es heitre Welt; Das uebrige ist alles zu erlangen: Palaeste, Gaerten, bruestlein, rote Wangen, Das alles schafft der hochgelahrte Mann, Der das vermag, was unser keiner kann.

KAISER: Ich hoere doppelt, was er spricht, Und dennoch ueberzeugt’s mich nicht.

GEMURMEL: Was soll uns das?—Gedroschner Spass— Kalenderei—Chymisterei— Das hoert’ ich oft—Und falsch gehofft— Und kommt er auch—So ist’s ein Gauch—

MEPHISTOPHELES: Da stehen sie umher und staunen, Vertrauen nicht dem hohen Fund, Der eine faselt von Alraunen, Der andre von dem schwarzen Hund. Was soll es, dass der eine witzelt, Ein andrer Zauberei verklagt, Wenn ihm doch auch einmal die Sohle kitzelt, Wenn ihm der sichre Schritt versagt. Ihr alle fuehlt geheimes Wirken Der ewig waltenden Natur, Und aus den untersten Bezirken Schmiegt sich herauf lebend’ge Spur. Wenn es in allen Gliedern zwackt, Wenn es unheimlich wird am Platz, Nur gleich entschlossen grabt und hackt, Da liegt der Spielmann, liegt der Schatz!

GEMURMEL: Mir liegt’s im Fuss wie Bleigewicht— Mir krampft’s im Arme—Das ist Gicht— Mir krabbelt’s an der grossen Zeh’— Mir tut der ganze Ruecken weh— Nach solchen Zeichen waere hier Das allerreichste Schatzrevier.

KAISER: Nur eilig! du entschluepfst nicht wieder, Erprobe deine Luegenschaeume Und zeig uns gleich die edlen Raeume. Ich lege Schwert und Zepter nieder Und will mit eignen hohen Haenden, Wenn du nicht luegst, das Werk vollenden, Dich, wenn du luegst, zur Hoelle senden!

MEPHISTOPHELES: Den Weg dahin wuesst’ allenfalls zu finden— Doch kann ich nicht genug verkuenden, Was ueberall besitzlos harrend liegt. Der Bauer, der die Furche pfluegt, Hebt einen Goldtopf mit der Scholle, Salpeter hofft er von der Leimenwand Und findet golden-goldne Rolle Erschreckt, erfreut in kuemmerlicher Hand. Was fuer Gewoelbe sind zu sprengen, In welchen Klueften, welchen Gaengen Muss sich der Schatzbewusste draengen, Zur Nachbarschaft der Unterwelt! In weiten, altverwahrten Kellern Von goldnen Humpen, Schuesseln, Tellern Sieht er sich Reihen aufgestellt; Pokale stehen aus Rubinen, Und will er deren sich bedienen, Daneben liegt uraltes Nass. Doch—werdet ihr dem Kundigen glauben— Verfault ist laengst das Holz der Dauben, Der Weinstein schuf dem Wein ein Fass. Essenzen solcher edlen Weine, Gold und Juwelen nicht alleine Umhuellen sich mit Nacht und Graus. Der Weise forscht hier unverdrossen; Am Tag erkennen, das sind Possen, Im Finstern sind Mysterien zu Haus.

KAISER: Die lass’ ich dir! Was will das Duestre frommen? Hat etwas Wert, es muss zu Tage kommen. Wer kennt den Schelm in tiefer Nacht genau? Schwarz sind die Kuehe, so die Katzen grau. Die Toepfe drunten, voll von Goldgewicht— Zieh deinen Pflug und ackre sie ans Licht.

MEPHISTOPHELES: Nimm Hack’ und Spaten, grabe selber, Die Bauernarbeit macht dich gross, Und eine Herde goldner Kaelber, Sie reissen sich vom Boden los. Dann ohne Zaudern, mit Entzuecken Kannst du dich selbst, wirst die Geliebte schmuecken; Ein leuchtend Farb—und Glanzgestein erhoeht Die Schoenheit wie die Majestaet.

KAISER: Nur gleich, nur gleich! Wie lange soll es waehren!

ASTROLOG: Herr, maessige solch dringendes Begehren, Lass erst vorbei das bunte Freudenspiel; Zerstreutes Wesen fuehrt uns nicht zum Ziel. Erst muessen wir in Fassung uns versuehnen, Das Untre durch das Obere berdienen. Wer Gutes will, der sei erst gut; Wer Freude will, besaenftige sein Blut; Wer Wein verlangt, der keltre reife Trauben; Wer Wunder hofft, der staerke seinen Glauben.

KAISER: So sei die Zeit in Froehlichkeit vertan! Und ganz erwuenscht kommt Aschermittwoch an. Indessen feiern wir, auf jeden Fall, Nur lustiger das wilde Karneval.

MEPHISTOPHELES: Wie sich Verdienst und Glueck verketten, Das faellt den Toren niemals ein; Wenn sie den Stein der Weisen haetten, Der Weise mangelte dem Stein.

Weitlaeufiger Saal mit Nebengemaechern

HEROLD: Denkt nicht, ihr seid in deutschen Grenzen Von Teufels-, Narrenund Totentaenzen; Ein heitres Fest erwartet euch. Der Herr, auf seinen Roemerzuegen, Hat, sich zu Nutz, euch zum Vergnuegen, Die hohen Alpen ueberstiegen, Gewonnen sich ein heitres Reich. Der Kaiser, er, an heiligen Sohlen Erbat sich erst das Recht zur Macht, Und als er ging, die Krone sich zu holen, Hat er uns auch die Kappe mitgebracht. Nun sind wir alle neugeboren; Ein jeder weltgewandte Mann Zieht sie behaglich ueber Kopf und Ohren; Sie aehnelt ihn verrueckten Toren, Er ist darunter weise, wie er kann. Ich sehe schon, wie sie sich scharen, Sich schwankend sondern, traulich paaren; Zudringlich schliesst sich Chor an Chor. Herein, hinaus, nur unverdrossen; Es bleibt doch endlich nach wie vor Mit ihren hunderttausend Possen Die Welt ein einzig grosser Tor.

GAeRTNERINNEN: Euren Beifall zu gewinnen, Schmueckten wir uns diese Nacht, Junge Florentinerinnen Folgten deutschen Hofes Pracht; Tragen wir in braunen Locken Mancher heitern Blume Zier; Seidenfaeden, Seidenflocken Spielen ihre Rolle hier. Denn wir halten es verdienstlich, Lobenswuerdig ganz und gar, Unsere Blumen, glaenzend kuenstlich, Bluehen fort das ganze Jahr. Allerlei gefaerbten Schnitzeln Ward symmetrisch Recht getan; Moegt ihr Stueck fuer Stueck bewitzeln, Doch das Ganze zieht euch an. Niedlich sind wir anzuschauen, Gaertnerinnen und galant; Denn das Naturell der Frauen Ist so nah mit Kunst verwandt.

HEROLD: Lasst die reichen Koerbe sehen, Die ihr auf den Haeupten traget, Die sich bunt am Arme blaehen, Jeder waehle, was behaget. Eilig, dass in Laub und Gaengen Sich ein Garten offenbare! Wuerdig sind sie zu umdraengen, Kraemerinnen wie die Ware.

GAeRTNERINNEN: Feilschet nun am heitern Orte, Doch kein Markten finde statt! Und mit sinnig kurzem Worte Wisse jeder, was er hat.

OLIVENZWEIG MIT FRUCHTEN: Keinen Blumenflor beneid’ ich, Allen Widerstreit vermeid’ ich; Mir ist’s gegen die Natur: Bin ich doch das Mark der Lande Und, zum sichern Unterpfande, Friedenszeichen jeder Flur. Heute, hoff’ ich, soll mir’s gluecken, Wuerdig schoenes Haupt zu schmuecken.

AeHRENKRANZ: Ceres’ Gaben, euch zu putzen, Werden hold und lieblich stehn: Das Erwuenschteste dem Nutzen Sei als eure Zierde schoen.

PHANTASIEKRANZ: Bunte Blumen, Malven aehnlich, Aus dem Moos ein Wunderflor! Der Natur ist’s nicht gewoehnlich, Doch die Mode bringt’s hervor.

PHANTASIESTRAUSS: Meinen Namen euch zu sagen, Wuerde Theophrast nicht wagen; Und doch hoff’ ich, wo nicht allen, Aber mancher zu gefallen, Der ich mich wohl eignen moechte, Wenn sie mich ins Haar verfloechte, Wenn sie sich entschliessen koennte, Mir am Herzen Platz vergoennte.

ROSENKNOSPEN: Moegen bunte Phantasieen Fuer des Tages Mode bluehen, Wunderseltsam sein gestaltet, Wie Natur sich nie entfaltet; Gruene Stiele, goldne Glocken, Blickt hervor aus reichen Locken!— Doch wir—halten uns versteckt: Gluecklich, wer uns frisch entdeckt. Wenn der Sommer sich verkuendet, Rosenknospe sich entzuendet, Wer mag solches Glueck entbehren? Das Versprechen, das Gewaehren, Das beherrscht in Florens Reich Blick und Sinn und Herz zugleich.

GAeRTNER: Blumen sehet ruhig spriessen, Reizend euer Haupt umzieren; Fruechte wollen nicht verfuehren, Kostend mag man sie geniessen. Bieten braeunliche Gesichter Kirschen, Pfirschen, Koenigspflaumen, Kauft! denn gegen Zung’ und Gaumen Haelt sich Auge schlecht als Richter. Kommt, von allerreifsten Fruechten Mit Geschmack und Lust zu speisen! ueber Rosen laesst sich dichten, In die aepfel muss man beissen. Sei’s erlaubt, uns anzupaaren Eurem reichen Jugendflor, Und wir putzen reifer Waren Fuelle nachbarlich empor. Unter lustigen Gewinden, In geschmueckter Lauben Bucht, Alles ist zugleich zu finden: Knospe, Blaetter, Blume, Frucht.

MUTTER: Maedchen, als du kamst ans Licht, Schmueckt’ ich dich im Haeubchen; Warst so lieblich von Gesicht Und so zart am Leibchen. Dachte dich sogleich als Braut, Gleich dem Reichsten angetraut, Dachte dich als Weibchen. Ach! Nun ist schon manches Jahr Ungenuetzt verflogen, Der Sponsierer bunte Schar Schnell vorbeigezogen; Tanztest mit dem einen flink, Gabst dem andern feinen Wink Mit dem Ellenbogen. Welches Fest man auch ersann, Ward umsonst begangen, Pfaenderspiel und dritter Mann Wollten nicht verfangen; Heute sind die Narren los, Liebchen, oeffne deinen Schoss, Bleibt wohl einer hangen.

HOLZHAUER: Nur Platz! nur Bloesse! Wir brauchen Raeume, Wir faellen Baeume, Die krachen, schlagen; Und wenn wir tragen, Da gibt es Stoesse. Zu unserm Lobe Bringt dies ins reine; Denn wirkten Grobe Nicht auch im Lande, Wie kaemen Feine Fuer sich zustande, So sehr sie witzten? Des seid belehret! Denn ihr erfroeret, Wenn wir nicht schwitzten.

PULCINELLE: Ihr seid die Toren, Gebueckt geboren. Wir sind die Klugen, Die nie was trugen; Denn unsre Kappen, Jacken und Lappen Sind leicht zu tragen; Und mit Behagen Wir immer muessig, Pantoffelfuessig, Durch Markt und Haufen Einherzulaufen, Gaffend zu stehen, Uns anzukraehen; Auf solche Klaenge Durch Drang und Menge Aalgleich zu schluepfen, Gesamt zu huepfen, Vereint zu toben. Ihr moegt uns loben, Ihr moegt uns schelten, Wir lassen’s gelten.

PARASITEN: Ihr wackern Traeger Und eure Schwaeger, Die Kohlenbrenner, Sind unsre Maenner. Denn alles Buecken, Bejahndes Nicken, Gewundne Phrasen, Das Doppelblasen, Das waermt und kuehlet, Wie’s einer fuehlet, Was koennt’ es frommen? Es moechte Feuer Selbst ungeheuer Vom Himmel kommen, Gaeb’ es nicht Scheite Und Kohlentrachten, Die Herdesbreite Zur Glut entfachten. Da braet’s und prudelt’s, Da kocht’s und strudelt’s. Der wahre Schmecker, Der Tellerlecker, Er riecht den Braten, Er ahnet Fische; Das regt zu Taten An Goenners Tische.

TRUNKNER: Sei mir heute nichts zuwider! Fuehle mich so frank und frei; Frische Lust und heitre Lieder, Holt’ ich selbst sie doch herbei. Und so trink’ ich! Trinke, trinke! Stosset an, ihr! Tinke, Tinke! Du dorthinten, komm heran! Stosset an, so ist’s getan. Schrie mein Weibchen doch entruestet, Ruempfte diesem bunten Rock, Und, wie sehr ich mich gebruestet, Schalt mich einen Maskenstock. Doch ich trinke! Trinke, trinke! Angeklungen! Tinke, Tinke! Maskenstoecke, stosset an! Wenn es klingt, so ist’s getan. Saget nicht, dass ich verirrt bin, Bin ich doch, wo mir’s behagt. Borgt der Wirt nicht, borgt die Wirtin, Und am Ende borgt die Magd. Immer trink’ ich! Trinke, trinke! Auf, ihr andern! Tinke, Tinke! Jeder jedem! so fortan! Duenkt mich’s doch, es sei getan. Wie und wo ich mich vergnuege, Mag es immerhin geschehn; Lass mich liegen, wo ich liege, Denn ich mag nicht laenger stehn.

CHOR: Jeder Bruder trinke, trinke! Toastet frisch ein Tinke, Tinke! Sitzet fest auf Bank und Span! Unterm Tisch dem ist’s getan.

SATIRIKER: Wisst ihr, was mich Poeten Erst recht erfreuen sollte? Duerft’ ich singen und reden, Was niemand hoeren wollte.

AGLAIA: Anmut bringen wir ins Leben; Leget Anmut in das Geben.

HEGEMONE: Leget Anmut ins Empfangen, Lieblich ist’s, den Wunsch erlangen.

EUPHRASYNE: Und in stiller Tage Schranken Hoechst anmutig sei das Danken.

ATROPOS: Mich, die aelteste, zum Spinnen Hat man diesmal eingeladen; Viel zu denken, viel zu sinnen Gibt’s beim zarten Lebensfaden. Dass er euch gelenk und weich sei, Wusst’ ich feinsten Flachs zu sichten; Dass er glatt und schlank und gleich sei, Wird der kluge Finger schlichten. Wolltet ihr bei Lust und Taenzen Allzu ueppig euch erweisen, Denkt an dieses Fadens Grenzen, Huetet euch! Er moechte reissen.

KLOTHO: Wisst, in diesen letzten Tagen Ward die Schere mir vertraut; Denn man war von dem Betragen Unsrer Alten nicht erbaut. Zerrt unnuetzeste Gespinste Lange sie an Licht und Luft, Hoffnung herrlichster Gewinste Schleppt sie schneidend zu der Gruft. Doch auch ich im Jugendwalten Irrte mich schon hundertmal; Heute mich im Zaum zu halten, Schere steckt im Futteral. Und so bin ich gern gebunden, Blicke freundlich diesem Ort; Ihr in diesen freien Stunden Schwaermt nur immer fort und fort.

LACHESIS: Mir, die ich allein verstaendig, Blieb das Ordnen zugeteilt; Meine Weife, stets lebendig, Hat noch nie sich uebereilt. Faeden kommen, Faeden weifen, Jeden lenk’ ich seine Bahn, Keinen lass’ ich ueberschweifen, Fueg’ er sich im Kreis heran. Koennt’ ich einmal mich vergessen, Waer’ es um die Welt mir bang; Stunden zaehlen, Jahre messen, Und der Weber nimmt den Strang.

HEROLD: Die jetzo kommen, werdet ihr nicht kennen, Waert ihr noch so gelehrt in alten Schriften; Sie anzusehn, die so viel uebel stiften, Ihr wuerdet sie willkommne Gaeste nennen. Die Furien sind es, niemand wird uns glauben, Huebsch, wohlgestaltet, freundlich, jung von Jahren; Lasst euch mit ihnen ein, ihr sollt erfahren, Wie schlangenhaft verletzen solche Tauben. Zwar sind sie tueckisch, doch am heutigen Tage, Wo jeder Narr sich ruehmet seiner Maengel, Auch sie verlangen nicht den Ruhm als Engel, Bekennen sich als Stadtund Landesplage.

ALEKTO: Was hilft es euch? ihr werdet uns vertrauen, Denn wir sind huebsch und jung und Schmeichelkaetzchen; Hat einer unter euch ein Liebeschaetzchen, Wir werden ihm so lang die Ohren krauen, Bis wir ihm sagen duerfen, Aug’ in Auge: Dass sie zugleich auch dem und jenem winke, Im Kopfe dumm, im Ruecken krumm, und hinke Und, wenn sie seine Braut ist, gar nichts tauge. So wissen wir die Braut auch zu bedraengen: Es hat sogar der Freund, vor wenig Wochen, Veraechtliches von ihr zu der gesprochen!— Versoehnt man sich, so bleibt doch etwas haengen.

MEGAeRA: Das ist nur Spass! denn, sind sie erst verbunden, Ich nehm’ es auf und weiss; in allen Faellen, Das schoenste Glueck durch Grille zu vergaellen; Der Mensch ist ungleich, ungleich sind die Stunden. Und niemand hat Erwuenschtes fest in Armen, Der sich nicht nach Erwuenschterem toerig sehnte, Vom hoechsten Glueck, woran er sich gewoehnte; Die Sonne flieht er, will den Frost erwarmen. Mit diesem allen weiss ich zu gebaren Und fuehre her Asmodi, den Getreuen, Zu rechter Zeit Unseliges auszustreuen, Verderbe so das Menschenvolk in Paaren.

TISIPHONE: Gift und Dolch statt boeser Zungen Misch’ ich, schaerf’ ich dem Verraeter; Liebst du andre, frueher, spaeter Hat Verderben dich durchdrungen. Muss der Augenblicke Suesstes Sich zu Gischt und Galle wandeln! Hier kein Markten, hier kein Handeln— Wie er es beging’, er buesst es. Singe keiner vom Vergeben! Felsen klag’ ich meine Sache, Echo! horch! erwidert: Rache! Und wer wechselt, soll nicht leben.

HEROLD: Belieb’ es euch, zur Seite wegzuweichen, Denn was jetzt kommt, ist nicht von euresgleichen. Ihr seht, wie sich ein Berg herangedraengt, Mit bunten Teppichen die Weichen stolz behaengt, Ein Haupt mit langen Zaehnen, Schlangenruessel, Geheimnisvoll, doch zeig’ ich euch den Schluessel. Im Nacken sitzt ihm zierlich-zarte Frau, Mit feinem Staebchen lenkt sie ihn genau; Die andre, droben stehend herrlich-hehr, Umgibt ein Glanz, der blendet mich zu sehr. Zur Seite gehn gekettet edle Frauen, Die eine bang, die andre froh zu schauen; Die eine wuenscht, die andre fuehlt sich frei. Verkuende jede, wer sie sei.

FURCHT: Dunstige Fackeln, Lampen, Lichter Daemmern durchs verworrne Fest; Zwischen diese Truggesichter Bannt mich, ach! die Kette fest. Fort, ihr laecherlichen Lacher! Euer Grinsen gibt Verdacht; Alle meine Widersacher Draengen mich in dieser Nacht. Hier! ein Freund ist Feind geworden, Seine Maske kenn’ ich schon; Jener wollte mich ermorden, Nun entdeckt schleicht er davon. Ach wie gern in jeder Richtung Floeh’ ich zu der Welt hinaus; Doch von drueben droht Vernichtung, Haelt mich zwischen Dunst und Graus.

HOFFNUNG: Seid gegruesst, ihr lieben Schwestern! Habt ihr euch schon heut’ und gestern In Vermummungen gefallen, Weiss ich doch gewiss von allen: Morgen wollt ihr euch enthuellen. Und wenn wir bei Fackelscheine Uns nicht sonderlich behagen, Werden wir in heitern Tagen Ganz nach unserm eignen Willen Bald gesellig, bald alleine Frei durch schoene Fluren wandeln, Nach Belieben ruhn und handeln Und in sorgenfreiem Leben Nie entbehren, stets erstreben; ueberall willkommne Gaeste, Treten wir getrost hinein: Sicherlich, es muss das Beste Irgendwo zu finden sein.

KLUGHEIT: Zwei der groessten Menschenfeinde, Furcht und Hoffnung, angekettet, Halt’ ich ab von der Gemeinde; Platz gemacht! ihr seid gerettet. Den lebendigen Kolossen Fuehr’ ich, seht ihr, turmbeladen, Und er wandelt unverdrossen Schritt vor Schritt auf steilen Pfaden. Droben aber auf der Zinne Jene Goettin, mit behenden Breiten Fluegeln, zum Gewinne Allerseits sich hinzuwenden. Rings umgibt sie Glanz und Glorie, Leuchtend fern nach allen Seiten; Und sie nennet sich Viktorie, Goettin aller Taetigkeiten.

ZOILO-THERSITES: Hu! Hu! da komm’ ich eben recht, Ich schelt’ euch allzusammen schlecht! Doch was ich mir zum Ziel ersah, Ist oben Frau Viktoria. Mit ihrem weissen Fluegelpaar Sie duenkt sich wohl, sie sei ein Aar, Und wo sie sich nur hingewandt, Gehoer’ ihr alles Volk und Land; Doch, wo was Ruehmliches gelingt, Es mich sogleich in Harnisch bringt. Das Tiefe hoch, das Hohe tief, Das Schiefe grad, das Grade schief, Das ganz allein macht mich gesund, So will ich’s auf dem Erdenrund.

HEROLD: So treffe dich, du Lumpenhund, Des frommen Stabes Meisterstreich! Da kruemm und winde dich sogleich!— Wie sich die Doppelzwerggestalt So schnell zum eklen Klumpen ballt!— —Doch Wunder!—Klumpen wird zum Ei, Das blaeht sich auf und platzt entzwei. Nun faellt ein Zwillingspaar heraus, Die Otter und die Fledermaus; Die eine fort im Staube kriecht, Die andre schwarz zur Decke fliegt. Sie eilen draussen zum Verein; Da moecht’ ich nicht der dritte sein.

GEMURMEL: Frisch! dahinten tanzt man schon— Nein! Ich wollt’, ich waer’ davon— Fuehlst du, wie uns das umflicht, Das gespenstische Gezuecht?— Saust es mir doch uebers Haar— Ward ich’s doch am Fuss gewahr— Keiner ist von uns verletzt— Alle doch in Furcht gesetzt— Ganz verdorben ist der Spass— Und die Bestien wollten das.

HEROLD: Seit mir sind bei Maskeraden Heroldspflichten aufgeladen, Wach’ ich ernstlich an der Pforte, Dass euch hier am lustigen Orte Nichts Verderbliches erschleiche, Weder wanke, weder weiche. Doch ich fuerchte, durch die Fenster Ziehen luftige Gespenster, Und von Spuk und Zaubereien Wuesst’ ich euch nicht zu befreien. Machte sich der Zwerg verdaechtig, Nun! dort hinten stroemt es maechtig. Die Bedeutung der Gestalten Moecht’ ich amtsgemaess entfalten. Aber was nicht zu begreifen, Wuesst’ ich auch nicht zu erklaeren; Helfet alle mich belehren!— Seht ihr’s durch die Menge schweifen? Vierbespannt ein praechtiger Wagen Wird durch alles durchgetragen; Doch er teilet nicht die Menge, Nirgend seh’ ich ein Gedraenge. Farbig glitzert’s in der Ferne, Irrend leuchten bunte Sterne Wie von magischer Laterne, Schnaubt heran mit Sturmgewalt. Platz gemacht! Mich schaudert’s! +

KNABE WAGENLENKER: Halt! Rosse, hemmet eure Fluegel, Fuehlet den gewohnten Zuegel, Meistert euch, wie ich euch meistre, Rauschet hin, wenn ich begeistre— Diese Raeume lasst uns ehren! Schaut umher, wie sie sich mehren, Die Bewundrer, Kreis um Kreise. Herold auf! nach deiner Weise, Ehe wir von euch entfliehen, Uns zu schildern, uns zu nennen; Denn wir sind Allegorien, Und so solltest du uns kennen.

HEROLD: Wuesste nicht, dich zu benennen; Eher koennt’ ich dich beschreiben.

KNABE LENKER: So probier’s! +

HEROLD: Man muss gestehn: Erstlich bist du jung und schoen. Halbwuechsiger Knabe bist du; doch die Frauen, Sie moechten dich ganz ausgewachsen schauen. Du scheinest mir ein kuenftiger Sponsierer, Recht so von Haus aus ein Verfuehrer.

KNABE LENKER: Das laesst sich hoeren! fahre fort, Erfinde dir des Raetsels heitres Wort.

HEROLD: Der Augen schwarzer Blitz, die Nacht der Locken, Erheitert von juwelnem Band! Und welch ein zierliches Gewand Fliesst dir von Schultern zu den Socken, Mit Purpursaum und Glitzertand! Man koennte dich ein Maedchen schelten; Doch wuerdest du, zu Wohl und Weh, Auch jetzo schon bei Maedchen gelten, Sie lehrten dich das ABC.

KNABE LENKER: Und dieser, der als Prachtgebilde Hier auf dem Wagenthrone prangt?

HEROLD: Er scheint ein Koenig reich und milde, Wohl dem, der seine Gunst erlangt! Er hat nichts weiter zu erstreben, Wo’s irgend fehlte, spaeht sein Blick, Und seine reine Lust zu geben Ist groesser als Besitz und Glueck.

KNABE LENKER: Hiebei darfst du nicht stehen bleiben, Du musst ihn recht genau beschreiben.

HEROLD: Das Wuerdige beschreibt sich nicht. Doch das gesunde Mondgesicht, Ein voller Mund, erbluehte Wangen, Die unterm Schmuck des Turbans prangen; Im Faltenkleid ein reich Behagen! Was soll ich von dem Anstand sagen? Als Herrscher scheint er mir bekannt.

KNABE LENKER: Plutus, des Reichtums Gott genannt! Derselbe kommt in Prunk daher, Der hohe Kaiser wuenscht ihn sehr.

HEROLD: Sag von dir selber auch das Was und Wie!

KNABE LENKER: Bin die Verschwendung, bin die Poesie; Bin der Poet, der sich vollendet, Wenn er sein eigenst Gut verschwendet. Auch ich bin unermesslich reich Und schaetze mich dem Plutus gleich, Beleb’ und schmueck’ ihm Tanz und Schmaus, Das, was ihm fehlt, das teil’ ich aus.

HEROLD: Das Prahlen steht dir gar zu schoen, Doch lass uns deine Kuenste sehn.

KNABE LENKER: Hier seht mich nur ein Schnippchen schlagen, Schon glaenzt’s und glitzert’s um den Wagen. Da springt eine Perlenschnur hervor! Nehmt goldne Spange fuer Hals und Ohr; Auch Kamm und Kroenchen ohne Fehl, In Ringen koestlichstes Juwel; Auch Flaemmchen spend’ ich dann und wann, Erwartend, wo es zuenden kann.

HEROLD: Wie greift und hascht die liebe Menge! Fast kommt der Geber ins Gedraenge. Kleinode schnippt er wie ein Traum, Und alles hascht im weiten Raum. Doch da erleb’ ich neue Pfiffe: Was einer noch so emsig griffe, Des hat er wirklich schlechten Lohn, Die Gabe flattert ihm davon. Es loest sich auf das Perlenband, Ihm krabbeln Kaefer in der Hand, Er wirft sie weg, der arme Tropf, Und sie umsummen ihm den Kopf. Die andern statt solider Dinge Erhaschen frevle Schmetterlinge. Wie doch der Schelm so viel verheisst Und nur verleiht, was golden gleisst!

KNABE LENKER: Zwar Masken, merk’ ich, weisst du zu verkuenden, Allein der Schale Wesen zu ergruenden, Sind Herolds Hofgeschaefte nicht; Das fordert schaerferes Gesicht. Doch huet’ ich mich vor jeder Fehde; An dich, Gebieter, wend’ ich Frag’ und Rede. Hast du mir nicht die Windesbraut Des Viergespannes anvertraut? Lenk’ ich nicht gluecklich, wie du leitest? Bin ich nicht da, wohin du deutest? Und wusst’ ich nicht auf kuehnen Schwingen Fuer dich die Palme zu erringen? Wie oft ich auch fuer dich gefochten, Mir ist es jederzeit geglueckt: Wenn Lorbeer deine Stirne schmueckt, Hab’ ich ihn nicht mit Sinn und Hand geflochten?

PLUTUS: Wenn’s noetig ist, dass ich dir Zeugnis leiste, So sag’ ich gern: Bist Geist von meinem Geiste. Du handelst stets nach meinem Sinn, Bist reicher, als ich selber bin. Ich schaetze, deinen Dienst zu lohnen, Den gruenen Zweig vor allen meinen Kronen. Ein wahres Wort verkuend’ ich allen: Mein lieber Sohn, an dir hab’ ich Gefallen.

KNABE LENKER: Die groessten Gaben meiner Hand, Seht! hab’ ich rings umher gesandt. Auf dem und jenem Kopfe glueht Ein Flaemmchen, das ich angesprueht; Von einem zu dem andern huepft’s, An diesem haelt sich’s, dem entschluepft’s, Gar selten aber flammt’s empor, Und leuchtet rasch in kurzem Flor; Doch vielen, eh’ man’s noch erkannt, Verlischt es, traurig ausgebrannt.

WEIBERGEKLATSCH: Da droben auf dem Viergespann Das ist gewiss ein Scharlatan; Gekauzt da hintendrauf Hanswurst, Doch abgezehrt von Hunger und Durst, Wie man ihn niemals noch erblickt; Er fuehlt wohl nicht, wenn man ihn zwickt.

DER ABGEMAGERTE: Vom Leibe mir, ekles Weibsgeschlecht! Ich weiss, dir komm’ ich niemals recht.— Wie noch die Frau den Herd versah, Da hiess ich Avaritia; Da stand es gut um unser Haus: Nur viel herein und nichts hinaus! Ich eiferte fuer Kist’ und Schrein; Das sollte wohl gar ein Laster sein. Doch als in allerneusten Jahren Das Weib nicht mehr gewohnt zu sparen, Und, wie ein jeder boeser Zahler, Weit mehr Begierden hat als Taler, Da bleibt dem Manne viel zu dulden, Wo er nur hinsieht, da sind Schulden. Sie wendet’s, kann sie was erspulen, An ihren Leib, an ihren Buhlen; Auch speist sie besser, trinkt noch mehr Mit der Sponsierer leidigem Heer; Das steigert mir des Goldes Reiz: Bin maennlichen Geschlechts, der Geiz!

HAUPTWEIB: Mit Drachen mag der Drache geizen; Ist’s doch am Ende Lug und Trug! Er kommt, die Maenner aufzureizen, Sie sind schon unbequem genug.

WEIBER IN MASSE: Der Strohmann! Reich ihm eine Schlappe! Was will das Marterholz uns draeun? Wir sollen seine Fratze scheun! Die Drachen sind von Holz und Pappe, Frisch an und dringt auf ihn hinein!

HEROLD: Bei meinem Stabe! Ruh gehalten!— Doch braucht es meiner Huelfe kaum; Seht, wie die grimmen Ungestalten, Bewegt im rasch gewonnenen Raum, Das Doppel-Fluegelpaar entfalten. Entruestet schuetteln sich der Drachen Umschuppte, feuerspeiende Rachen; Die Menge flieht, rein ist der Platz.

HEROLD: Er tritt herab, wie koeniglich! Er winkt, die Drachen ruehren sich, Die Kiste haben sie vom Wagen Mit Gold und Geiz herangetragen, Sie steht zu seinen Fuessen da: Ein Wunder ist es, wie’s geschah.

PLUTUS: Nun bist du los der allzulaestigen Schwere, Bist frei und frank, nun frisch zu deiner Sphaere! Hier ist sie nicht! Verworren, scheckig, wild Umdraengt uns hier ein fratzenhaft Gebild. Nur wo du klar ins holde Klare schaust, Dir angehoerst und dir allein vertraust, Dorthin, wo Schoenes, Gutes nur gefaellt, Zur Einsamkeit!—Da schaffe deine Welt.

KNABE LENKER: So acht’ ich mich als werten Abgesandten, So lieb’ ich dich als naechsten Anverwandten. Wo du verweilst, ist Fuelle; wo ich bin, Fuehlt jeder sich im herrlichsten Gewinn. Auch schwankt er oft im widersinnigen Leben: Soll er sich dir? soll er sich mir ergeben? Die Deinen freilich koennen muessig ruhn, Doch wer mir folgt, hat immer was zu tun. Nicht insgeheim vollfuehr’ ich meine Taten, Ich atme nur, und schon bin ich verraten. So lebe wohl! Du goennst mir ja mein Glueck; Doch lisple leis’, und gleich bin ich zurueck.

PLUTUS: Nun ist es Zeit, die Schaetze zu entfesseln! Die Schloesser treff’ ich mit des Herolds Rute. Es tut sich auf! schaut her! in ehrnen Kesseln Entwickelt sich’s und wallt von goldnem Blute, Zunaechst der Schmuck von Kronen, Ketten, Ringen; Es schwillt und droht, ihn schmelzend zu verschlingen.

WECHSELGESCHREI DER MENGE: Seht hier, o hin! wie’s reichlich quillt, Die Kiste bis zum Rande fuellt.— Gefaesse, goldne, schmelzen sich, Gemuenzte Rollen waelzen sich.— Dukaten huepfen wie gepraegt, O wie mir das den Busen regt— Wie schau’ ich alle mein Begehr! Da kollern sie am Boden her.— Man bietet’s euch, benutzt’s nur gleich Und bueckt euch nur und werdet reich.— Wir andern, ruestig wie der Blitz, Wir nehmen den Koffer in Besitz.

HEROLD: Was soll’s, ihr Toren? soll mir das? Es ist ja nur ein Maskenspass. Heut abend wird nicht mehr begehrt; Glaubt ihr, man geb’ euch Gold und Wert? Sind doch fuer euch in diesem Spiel Selbst Rechenpfennige zuviel. Ihr Taeppischen! ein artiger Schein Soll gleich die plumpe Wahrheit sein. Was soll euch Wahrheit?—Dumpfen Wahn Packt ihr an allen Zipfeln an.— Vermummter Plutus, Maskenheld, Schlag dieses Volk mir aus dem Feld.

PLUTUS: Dein Stab ist wohl dazu bereit, Verleih ihn mir auf kurze Zeit.— Ich tauch’ ihn rasch in Sud und Glut.— Nun, Masken, seid auf eurer Hut! Wie’s blitzt und platzt, in Funken sprueht! Der Stab, schon ist er angeglueht. Wer sich zu nah herangedraengt, Ist unbarmherzig gleich versengt.— Jetzt fang’ ich meinen Umgang an.

GESCHREI UND GEDRAeNG: O weh! Es ist um uns getan.— Entfliehe, wer entfliehen kann!— Zurueck, zurueck, du Hintermann!— Mir sprueht er heiss ins Angesicht.— Mich drueckt des gluehenden Stabs Gewicht— Verloren sind wir all’ und all’.— Zurueck, zurueck, du Maskenschwall! Zurueck, zurueck, unsinniger Hauf’!— O haett’ ich Fluegel, floeg’ ich auf.—

PLUTUS: Schon ist der Kreis zurueckgedraengt, Und niemand, glaub’ ich, ist versengt. Die Menge weicht, Sie ist verscheucht.— Doch solcher Ordnung Unterpfand Zieh’ ich ein unsichtbares Band.

HEROLD: Du hast ein herrlich Werk vollbracht, Wie dank’ ich deiner klugen Macht!

PLUTUS: Noch braucht es, edler Freund, Geduld: Es droht noch mancherlei Tumult.

GEIZ: So kann man doch, wenn es beliebt, Vergnueglich diesen Kreis beschauen; Denn immerfort sind vornenan die Frauen, Wo’s was zu gaffen, was zu naschen gibt. Noch bin ich nicht so voellig eingerostet! Ein schoenes Weib ist immer schoen; Und heute, weil es mich nichts kostet, So wollen wir getrost sponsieren gehn. Doch weil am ueberfuellten Orte Nicht jedem Ohr vernehmlich alle Worte, Versuch’ ich klug und hoff’, es soll mir gluecken, Mich pantomimisch deutlich auszudruecken. Hand, Fuss, Gebaerde reicht mir da nicht hin, Da muss ich mich um einen Schwank bemuehn. Wie feuchten Ton will ich das Gold behandeln, Denn dies Metall laesst sich in alles wandeln.

HEROLD: Was faengt der an, der magre Tor! Hat so ein Hungermann Humor? Er knetet alles Gold zu Teig, Ihm wird es untern Haenden weich; Wie er es drueckt und wie es ballt, Bleibt’s immer doch nur ungestalt. Er wendet sich zu den Weibern dort, Sie schreien alle, moechten fort, Gebaerden sich gar widerwaertig; Der Schalk erweist sich uebelfertig. Ich fuerchte, dass er sich ergetzt, Wenn er die Sittlichkeit verletzt. Dazu darf ich nicht schweigsam bleiben, Gib meinen Stab, ihn zu vertreiben.

PLUTUS: Er ahnet nicht, was uns von aussen droht; Lass ihn die Narrenteidung treiben! Ihm wird kein Raum fuer seine Possen bleiben; Gesetz ist maechtig, maechtiger ist die Not.

GETUeMMEL UND GESANG: Das wilde Heer, es kommt zumal Von Bergeshoeh’ und Waldestal, Unwiderstehlich schreitet’s an: Sie feiren ihren grossen Pan. Sie wissen doch, was keiner weiss, Und draengen in den leeren Kreis.

PLUTUS: Ich kenn’ euch wohl und euren grossen Pan! Zusammen habt ihr kuehnen Schritt getan. Ich weiss recht gut, was nicht ein jeder weiss, Und oeffne schuldig diesen engen Kreis. Mag sie ein gut Geschick begleiten! Das Wunderlichste kann geschehn; Sie wissen nicht, wohin sie schreiten, Sie haben sich nicht vorgesehn.

WILDGESANG: Geputztes Volk du, Flitterschau! Sie kommen roh, sie kommen rauh, In hohem Sprung, in raschem Lauf, Sie treten derb und tuechtig auf.

FAUNEN: Die Faunenschar Im lustigen Tanz, Den Eichenkranz Im krausen Haar, Ein feines zugespitztes Ohr Dringt an dem Lockenkopf hervor, Ein stumpfes Naeschen, ein breit Gesicht, Das schadet alles bei Frauen nicht: Dem Faun, wenn er die Patsche reicht, Versagt die Schoenste den Tanz nicht leicht.

SATYR: Der Satyr huepft nun hinterdrein Mit Ziegenfuss und duerrem Bein, Ihm sollen sie mager und sehnig sein, Und gemsenartig auf Bergeshoehn Belustigt er sich, umherzusehn. In Freiheitsluft erquickt alsdann, Verhoehnt er Kind und Weib und Mann, Die tief in Tales Dampf und Rauch Behaglich meinen, sie lebten auch, Da ihm doch rein und ungestoert Die Welt dort oben allein gehoert.

GNOMEN: Da trippelt ein die kleine Schar, Sie haelt nicht gern sich Paar und Paar; Im moosigen Kleid mit Laemplein hell Bewegt sich’s durcheinander schnell, Wo jedes fuer sich selber schafft, Wie Leucht-Ameisen wimmelhaft; Und wuselt emsig hin und her, Beschaeftigt in die Kreuz und Quer. Den frommen Guetchen nah verwandt, Als Felschirurgen wohlbekannt; Die hohen Berge schroepfen wir, Aus vollen Adern schoepfen wir; Metalle stuerzen wir zuhauf, Mit Gruss getrost: Glueck auf! Glueck auf! Das ist von Grund aus wohlgemeint: Wir sind der guten Menschen Freund. Doch bringen wir das Gold zu Tag, Damit man stehlen und kuppeln mag, Nicht Eisen fehle dem stolzen Mann, Der allgemeinen Mord ersann. Und wer die drei Gebot’ veracht’t, Sich auch nichts aus den andern macht. Das alles ist nicht unsre Schuld; Drum habt so fort, wie wir, Geduld.

RIESEN: Die wilden Maenner sind s’ genannt, Am Harzgebirge wohlbekannt; Natuerlich nackt in aller Kraft, Sie kommen saemtlich riesenhaft. Den Fichtenstamm in rechter Hand Und um den Leib ein wulstig Band, Den derbsten Schurz von Zweig und Blatt, Leibwacht, wie der Papst nicht hat.

NYMPHEN IM CHOR: Auch kommt er an!— Das All der Welt Wird vorgestellt Im grossen Pan. Ihr Heitersten, umgebet ihn, Im Gaukeltanz umschwebet ihn: Denn weil er ernst und gut dabei, So will er, dass man froehlich sei. Auch unterm blauen Woelbedach Verhielt’ er sich bestaendig wach; Doch rieseln ihm die Baeche zu, Und Lueftlein wiegen ihn mild in Ruh. Und wenn er zu Mittage schlaeft, Sich nicht das Blatt am Zweige regt; Gesunder Pflanzen Balsamduft Erfuellt die schweigsam stille Luft; Die Nymphe darf nicht munter sein, Und wo sie stand, da schlaeft sie ein. Wenn unerwartet mit Gewalt Dann aber seine Stimm’ erschallt, Wie Blitzes Knattern, Meergebraus, Dann niemand weiss, wo ein noch aus, Zerstreut sich tapfres Heer im Feld, Und im Getuemmel bebt der Held. So Ehre dem, dem Ehre gebuehrt, Und Heil ihm, der uns hergefuehrt!

DEPUTATION DER GNOMEN: Wenn das glaenzend reiche Gute Fadenweis durch Kluefte streicht, Nur der klugen Wuenschelrute Seine Labyrinthe zeigt, Woelben wir in dunklen Grueften Troglodytisch unser Haus, Und an reinen Tageslueften Teilst du Schaetze gnaedig aus. Nun entdecken wir hieneben Eine Quelle wunderbar, Die bequem verspricht zu geben, Was kaum zu erreichen war. Dies vermagst du zu vollenden, Nimm es, Herr, in deine Hut: Jeder Schatz in deinen Haenden Kommt der ganzen Welt zugut.

PLUTUS: Wir muessen uns im hohen Sinne fassen Und, was geschieht, getrost geschehen lassen, Du bist ja sonst des staerksten Mutes voll. Nun wird sich gleich ein Greulichstes eraeugnen, Hartnaeckig wird es Welt und Nachwelt leugnen: Du schreib es treulich in dein Protokoll.

HEROLD: Die Zwerge fuehren den grossen Pan Zur Feuerquelle sacht heran; Sie siedet auf vom tiefsten Schlund, Dann sinkt sie wieder hinab zum Grund, Und finster steht der offne Mund; Wallt wieder auf in Glut und Sud, Der grosse Pan steht wohlgemut, Freut sich des wundersamen Dings, Und Perlenschaum sprueht rechts und links. Wie mag er solchem Wesen traun? Er bueckt sich tief hineinzuschaun.— Nun aber faellt sein Bart hinein!— Wer mag das glatte Kinn wohl sein? Die Hand verbirgt es unserm Blick.— Nun folgt ein grosses Ungeschick: Der Bart entflammt und fliegt zurueck, Entzuendet Kranz und Haupt und Brust, Zu Leiden wandelt sich die Lust.— Zu loeschen laeuft die Schar herbei, Doch keiner bleibt von Flammen frei, Und wie es patscht und wie es schlaegt, Wird neues Flammen aufgeregt; Verflochten in das Element, Ein ganzer Maskenklump verbrennt. Was aber, hoer’ ich wird uns kund Von Ohr zu Ohr, von Mund zu Mund! O ewig ungluecksel’ge Nacht, Was hast du uns fuer Leid gebracht! Verkuenden wird der naechste Tag, Was niemand willig hoeren mag; Doch hoer’ ich aller Orten schrein: "Der Kaiser leidet solche Pein." O waere doch ein andres wahr! Der Kaiser brennt und seine Schar. Sie sei verflucht, die ihn verfuehrt, In harzig Reis sich eingeschnuert, Zu toben her mit Bruellgesang Zu allerseitigem Untergang. O Jugend, Jugend, wirst du nie Der Freude reines Mass bezirken? O Hoheit, Hoheit, wirst du nie Vernuenftig wie allmaechtig wirken? Schon geht der Wald in Flammen auf, Sie zuengeln leckend spitz hinauf Zum holzverschraenkten Deckenband; Uns droht ein allgemeiner Brand. Des Jammers Mass ist uebervoll, Ich weiss nicht, wer uns retten soll. Ein Aschenhaufen einer Nacht Liegt morgen reiche Kaiserpracht.

PLUTUS: Schrecken ist genug verbreitet, Hilfe sei nun eingeleitet!— Schlage, heil’gen Stabs Gewalt, Dass der Boden bebt und schallt! Du, geraeumig weite Luft, Fuelle dich mit kuehlem Duft! Zieht heran, umherzuschweifen, Nebelduenste, schwangre Streifen, Deckt ein flammendes Gewuehl! Rieselt, saeuselt, Woelkchen kraeuselt, Schluepfet wallend, leise daempfet, Loeschend ueberall bekaempfet, Ihr, die lindernden, die feuchten, Wandelt in ein Wetterleuchten Solcher eitlen Flamme Spiel!— Drohen Geister, uns zu schaedigen, Soll sich die Magie betaetigen.

Contents:

Related Resources

None available for this document.

Download Options


Title: Faust: Der Tragoedie Part 2

Select an option:

*Note: A download may not start for up to 60 seconds.

Email Options


Title: Faust: Der Tragoedie Part 2

Select an option:

Email addres:

*Note: It may take up to 60 seconds for for the email to be generated.

Chicago: Johann Wolfgang von Goethe, "1. Akt— Anmutige Gegend," Faust: Der Tragoedie Part 2 in Faust: Der Tragoedie Part 2 Original Sources, accessed April 25, 2024, http://www.originalsources.com/Document.aspx?DocID=3INTGX4WQKM5W2J.

MLA: Goethe, Johann Wolfgang von. "1. Akt— Anmutige Gegend." Faust: Der Tragoedie Part 2, in Faust: Der Tragoedie Part 2, Original Sources. 25 Apr. 2024. http://www.originalsources.com/Document.aspx?DocID=3INTGX4WQKM5W2J.

Harvard: Goethe, JW, '1. Akt— Anmutige Gegend' in Faust: Der Tragoedie Part 2. cited in , Faust: Der Tragoedie Part 2. Original Sources, retrieved 25 April 2024, from http://www.originalsources.com/Document.aspx?DocID=3INTGX4WQKM5W2J.