Geschichte Des Agathon Teil 2

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Author: Christoph Martin Wieland

Sechstes Kapitel

Betrachtungen, Schluesse und Vorsaetze

Wer aus den Fehlern, welche von andern vor ihm gemacht worden, oder noch taeglich um ihn her gemacht werden, die Kunst lernte selbst keine zu machen; wuerde unstreitig den Namen des Weisesten unter den Menschen mit groesserm Recht verdienen als Confucius, Socrates oder Koenig Salomon, welcher letzte, wider den gewoehnlichen Lauf der Natur, seine groessesten Torheiten in dem Alter beging, wo die meisten von den ihrigen zurueckkommen. Unterdessen bis diese Kunst erfunden sein wird, deucht uns, man koenne denjenigen immer fuer weise gelten lassen, der die wenigsten Fehler macht, am baeldesten davon zurueckkommt, und sich gewisse Kautelen fuer zukuenftige Faelle darauszieht, mittelst deren er hoffen kann, kuenftig weniger zu fehlen.

Ob und in wie fern Agathon dieses Praedikat verdiene, moegen unsre Leser zu seiner Zeit selbst entscheiden; wir unsers Orts haben in keinerlei Absicht einiges Interesse ihn besser zu machen, als er in der Tat war; wir geben ihn fuer das was er ist; wir werden mit der bisher beobachteten historischen Treue fortfahren, seine Geschichte zu erzaehlen; und versichern ein fuer allemal, dass wir nicht dafuer koennen, wenn er nicht allemal so handelt, wie wir vielleicht selbst haetten wuenschen moegen, dass er gehandelt haette.

Er hatte waehrend seiner Fahrt nach Sicilien, welche durch keinen widrigen Zufall beunruhiget wurde, Zeit genung, Betrachtungen ueber das, was zu Smyrna mit ihm vorgegangen war anzustellen. "Wie?" rufen hier einige Leser, "schon wieder Betrachtungen?" "Allerdings, meine Herren; und in seiner Situation wuerde es ihm nicht zu vergeben gewesen sein, wenn er keine angestellt haette. Desto schlimmer fuer euch, wenn ihr, bei gewissen Gelegenheiten, nicht so gerne mit euch selbst redet als Agathon; vielleicht wuerdet ihr sehr wohl tun, ihm diese kleine Gewohnheit abzulernen."

Es ist fuer einen Agathon nicht so leicht, als fuer einen jeden andern, die Erinnerung einer begangenen Torheit von sich abzuschuetteln. Braucht es mehr als einen einzigen Fehler, um den Glanz des schoensten Lebens zu verdunkeln? Wie verdriesslich, wenn wir an einem Meisterstuecke der Kunst, an einem Gemaelde oder Gedichte zum Exempel, Fehler finden, welche sich nicht verbessern lassen, ohne das Ganze zu vernichten? Wie viel verdriesslicher, wenn es nur ein einziger Fehler ist, der dem schoenen Ganzen die Ehre der Vollkommenheit raubt? Ein Gefuehl von dieser Art war schmerzhaft genug, um unsern Mann zu vermoegen, ueber die Ursachen seines Falles schaerfer nachzudenken. Wie erroetete er itzt vor sich selbst, da er sich der allzutrotzigen Herausforderung erinnerte, wodurch er ehmals den Hippias gereizt, und gewissermassen berechtiget hatte, den Versuch an ihm zu machen, ob es eine Tugend gebe, welche die Probe der staerksten und schlauesten Verfuehrung aushalte—Was machte ihn damals so zuversichtlich?—die Erinnerung des Sieges, den er ueber die Priesterin zu Delphi erhalten hatte? Oder das gegenwaertige Bewusstsein der Gleichgueltigkeit, worin er bei den Reizungen der jungen Cyane geblieben war? Die Erfahrung, dass die Versuchungen, welche seiner Unschuld im Hause des Sophisten auf allen Seiten nachstellten, ihn weniger versucht als empoert hatten?—der Abscheu vor den Grundsaetzen des Hippias—und das Vertrauen auf die eigentuemliche Staerke der seinigen?—Aber, war es eine Folge, dass derjenige, der etliche mal gesiegt hatte, niemals ueberwunden werden koenne? War nicht eine Danae moeglich, welche das auszufuehren geschickt war, was die Pythia, was die Thrazischen Bacchantinnen, was Cyane, und vielleicht alle Schoenen im Serail des Koenigs von Persien nicht vermochten, oder vermocht haetten?—Und was fuer Ursache hatte er, sich auf die Staerke seiner Grundsaetze zu verlassen?—Auch in diesem Stuecke schwebte er in einem subtilen Selbstbetrug, den ihm vielleicht nur die Erfahrung sichtbar machen konnte. Entzueckt von der Idee der Tugend, liess er sich nicht traeumen, dass das Gegenteil dieser intellektualischen Schoenheit jemals Reize fuer seine Seele haben koennte. Die Erfahrung musste ihn belehren, wie betrueglich unsere Ideen sind, wenn wir sie unvorsichtig realisieren—Betrachtet die Tugend in sich selbst, in ihrer hoechsten Vollkommenheit—so ist sie goettlich, ja (nach dem kuehnen aber richtigen Ausdruck eines vortrefflichen Schrift-Stellers) die Gottheit selbst.—Aber welcher Sterbliche ist berechtigt, auf die allmaechtige Staerke dieser idealen Tugend zu trotzen? Es koemmt bei einem jeden darauf an, wie viel die seinige vermag.—Was ist haesslicher als die Idee des Lasters? Agathon glaubte sich also auf die Unmoeglichkeit, es jemals liebenswuerdig zu finden, verlassen zu koennen, und betrog sich,—weil er nicht daran dachte, dass es ein zweifelhaftes Licht gibt, worin die Grenzen der Tugend und der Untugend schwimmen; worin Schoenheit und Grazien dem Laster einen Glanz mitteilen, der seine Haesslichkeit uebergueldet, der ihm sogar die Farbe und Anmut der Tugend gibt? und dass es allzuleicht ist, in dieser verfuehrischen Daemmerung sich aus dem Bezirk der letztern in eine unmerkliche Spiral-Linie zu verlieren, deren Mittel-Punkt ein suesses Vergessen unsrer selbst und unsrer Pflichten ist.

Von dieser Betrachtung, welche unsern Helden die Notwendigkeit eines behutsamen Misstrauens in die Staerke guter Grundsaetze lehrte; und wie gefaehrlich es sei, sie fuer das Mass unsrer Kraefte zu halten; ging er zu einer andern ueber, die ihn von der wenigen Sicherheit ueberzeugte, welche sich unsre Seele in diesem Zustand eines immerwaehrenden moralischen Enthusiasmus versprechen kann, wie derjenigen worin die seinige zu eben der Zeit war, als sie in dem feingewebten Netze der schoenen Danae gefangen wurde. Er rief alle Umstaende in sein Gemuete zurueck, welche zusammen gekommen waren, ihm diese reizungsvolle Schwaermerei so natuerlich zu machen; und erinnerte sich der verschiednen Gefahren, denen er sich dadurch ausgesetzt gesehen hatte. Zu Delphi fehlte es wenig, dass sie ihn den Nachstellungen eines verkappten Apollo preis gegeben haette—zu Athen hatte sie ihn seinen arglistigen Feinden wuerklich in die Haende geliefert. Doch, aus diesen beiden Gefahren hatte er seine Tugend davon gebracht; ein unschaetzbares Kleinod, dessen Besitz ihn gegen den Verlust alles andern, was ein Guenstling des Glueckes verlieren kann, unempfindlich machte. Aber durch eben diesen Enthusiasmus unterlag sie endlich den Verfuehrungen seines eignen Herzens eben so wohl als den Kunstgriffen der schoenen Danae. War nicht dieses zauberische Licht, welches seine Einbildungs-Kraft gewohnt war, ueber alles, was mit seinen Ideen uebereinstimmte, auszubreiten; war nicht diese unvermerkte Unterschiebung des Idealen an die Stelle des Wuerklichen, die wahre Ursache, warum Danae einen so ausserordentlichen Eindruck auf sein Herz machte? War es nicht diese begeisterte Liebe zum Schoenen, unter deren schimmernden Fluegeln verborgen, die Leidenschaft mit sanftschleichenden Progressen sich endlich durch seine ganze Seele ausbreitete? War es nicht die lange Gewohnheit sich mit suessen Empfindungen zu naehren, was sie unvermerkt erweichte, um desto schneller an einer so schoenen Flamme dahinzuschmelzen? Musste nicht der Hang zu phantasierten Entzueckungen, so geistig auch immer ihre Gegenstaende sein mochten, endlich nach denenjenigen luestern machen, vor welchen ihm ein unbekanntes, verworrenes, aber desto lebhafteres innerliches Gefuehl den wirklichen Genuss dieser vollkommensten Wonne versprach, wovon bisher nur vorueberblitzende Ahnungen seine Einbildung beruehrt, und durch diese leichte Beruehrung schon ausser sich selbst gesetzt hatten? Hier erinnerte sich Agathon der Einwuerfe, welche ihm Hippias gegen diesen Enthusiasmus, und diejenige Art von Philosophie, die ihn hervorbringt und unterhaelt, gemacht hatte; und befand sie itzt mit seiner Erfahrung so uebereinstimmend, als sie ihm damals falsch und ungereimt vorgekommen waren. Er fand sich desto geneigter, die Meinung des Sophisten, von dem Ursprung und der wahren Beschaffenheit dieser hochfliegenden Begeisterung Beifall zu geben; da es ihm, seitdem er sie in den Armen der schoenen Danae verloren hatte, unmoeglich geblieben war, sich wieder in sie hineinzusetzen; und da selbst das lebhaftere Gefuehl fuer die Tugend, wovon sein Herz wieder erhitzt war, weder seinen sittlichen Ideen diesen Firnis, den sie ehemals hatten, wiedergeben, noch die dichterische Metaphysik der Orphischen Sekte wieder in die vorige Achtung bei ihm setzen konnte. Er glaubte durch die Erfahrung ueberwiesen zu sein, dass dieses innerliche Gefuehl, durch dessen Zeugnis er die Schluesse des Sophisten zu entkraeften vermeint hatte, nur ein sehr zweideutiges Kennzeichen der Wahrheit sei; dass Hippias eben soviel Recht habe, seinen tierischen Materialismus und seine verderbliche Moral, als die Theosophen ihre geheimnisvolle Geister-Lehre durch die Stimme innerlicher Gefuehle und Erfahrungen zu autorisieren; und dass es vermutlich allein dem verschiednen Schwung unsrer Einbildungs-Kraft beizumessen sei, wenn wir uns zu einer Zeit geneigter fuehlen, uns mit den Goettern, zu einer andern mit den Tieren verwandt zu glauben; wenn uns zu einer Zeit alles sich in einem ernsthaften, und schwaerzlichten, zu einer andern alles in einem froehlichen Lichte darstellt; wenn wir itzt kein wahres und gruendliches Vergnuegen kennen, als uns mit stolzer Verschmaehung der irdischen Dinge in melancholische Betrachtungen ihres Nichts, in die unbekannten Gegenden jenseits des Grabes, und die grundlosen Tiefen der Ewigkeit hineinzusenken; ein andermal kein reizenderes Gemaelde einer beneidenswuerdigen Wonne, als den jungen Bacchus, wie er, sein Efeu-bekraenztes Haupt in den Schoss der schoensten Nymphe zurueckgelehnt, und mit dem einen Arm ihre blendenden Hueften umfassend, den andern nach der dueftenden Trinkschale ausstreckt, die sie ihm laechelnd voll Nektars schenkt, von ihren eignen schoenen Haenden aus strotzenden Trauben frisch ausgepresst; indes die Faunen und die froehlichen Nymphen mit den Liebes-Goettern mutwillig um ihn her huepfen, oder durch Rosengebuesche sich jagen, oder muede von ihren Scherzen, in stillen Grotten zu neuen Scherzen ausruhen.

Der Schluss, den er aus allen diesen Betrachtungen, und einer Menge andrer, womit wir unsre Leser verschonen wollen, zog, war dieser: Dass die erhabnen Lehrsaetze der Zoroastrischen und Orphischen Theosophie, wahrscheinlicher Weise (denn gewiss getraute er sich ueber diesen Punkt noch nichts zu behaupten) nicht viel mehr Realitaet haben koennten, als die lachenden Bilder, unter welchen die Maler und Dichter die Wollueste der Sinnen vergoettert hatten; dass die ersten zwar der Tugend guenstiger, und das Gemuete zu einer mehr als menschlichen Hoheit, Reinigkeit und Staerke zu erheben schienen, in der Tat aber der wahren Bestimmung des Menschen wohl eben so nachteilig sein durften, als die letztern; teils, weil es ein widersinniges und vergebliches Unternehmen scheine, sich besser machen zu wollen, als uns die Natur haben will, oder auf Unkosten des halben Teils unsers Wesens nach einer Art von Vollkommenheit zu trachten, die mit der Anlage desselben im Widerspruch steht; teils weil solche Menschen, wenn es ihnen auch gelaenge, sich selbst zu Halbgoettern und Intelligenzen umzuschaffen, eben dadurch zu jeder gewoehnlichen Bestimmung des geselligen Menschen desto untauglicher wuerden. Aus diesem Gesichtspunkt deuchte ihn der Enthusiasmus des Theosophen zwar unschaedlicher als das System des Wolluestlings; aber der menschlichen Gesellschaft eben so unnuetzlich: indem der erste sich dem gesellschaftlichen Leben entweder gaenzlich entzieht (welches wuerklich das Beste ist, was er tun kann) oder wenn er von dem beschaulichen Leben ins wuerksame uebergeht, durch Mangel an Kenntnis einer ihm ganz fremden Welt, durch abgezogene Begriffe, welche nirgends zu den Gegenstaenden, die er vor sich hat, passen wollen, durch uebertrieben moralische Zaertlichkeit, und tausend andre Ursachen, die ihren Grund in seiner vormaligen Lebens-Art haben, andern wider seine Absicht oefters, sich selbst aber allezeit schaedlich wird.

In wie fern diese Saetze richtig seien, oder in besondern Faellen einige Ausnahmen zulassen, zu untersuchen, wuerde zu weit von unserm Vorhaben abfuehren, genug fuer uns, dass sie dem Agathon begruendet genug schienen, um sich selbst desto leichter zu vergeben, dass er, wie der Homerische Ulyss in der Insel der Calypso, sich in dem bezauberten Grunde der Wollust hatte aufhalten lassen, sein erstes Vorhaben, die Schueler des Zoroasters und die Priester zu Sais zu besuchen, sobald als ihm Danae seine Freiheit wieder geschenkt hatte, ins Werk zu setzen. Kurz, seine Erfahrungen machten ihm die Wahrheit seiner ehemaligen Denkungs-Art verdaechtig, ohne ihm einen gewissen geheimen Hang zu seinen alten Lieblings-Ideen benehmen zu koennen. Seine Vernunft konnte in diesem Stuecke mit seinem Herzen und sein Herz mit sich selbst nicht recht einig werden; und er war nicht ruhig genug, oder vielleicht auch zu traege, seine nunmehrige Begriffe in ein System zu bringen, wodurch beide hatten befriedigt werden koennen. In der Tat ist ein Schiff eben nicht der bequemste Ort, ein solches Werk, wozu die Stille eines dunkeln Hains kaum stille genug ist, zu Stande zu bringen; und Agathon mag daher zu entschuldigen sein, dass er diese Arbeit verschob, ob es gleich eine von denen ist, welche sich so wenig aufschieben lassen, als die Ausbesserung eines baufaelligen Gebaeudes; denn so wie dieses mit jedem Tage, um den seine Wiederherstellung aufgeschoben wird, dem gaenzlichen Einsturz naeher kommt; so pflegen auch die Luecken in unsern moralischen Begriffen und die Misshelligkeiten zwischen dem Kopf und dem Herzen immer groesser und gefaehrlicher zu werden, je laenger wir es aufschieben sie mit der erforderlichen Aufmerksamkeit zu untersuchen, eine richtige Verbindung und Harmonie zwischen den Teilen und dem Ganzen herzustellen.

Doch dieser Aufschub war in dem besondern Falle, worin sich Agathon befand, desto weniger schaedlich, da er, von der Schoenheit der Tugend und der unaufloeslichen Verbindlichkeit ihrer Gesetze mehr als jemals ueberzeugt, eine auf das wahre allgemeine Beste gerichtete Wuerksamkeit fuer die Bestimmung aller Menschen, oder wofern ja einige Ausnahme zu Gunsten der bloss kontemplativen Geister zu machen waere, doch gewiss fuer die seinige hielt. Vormals war er nur zufaelliger Weise, und gegen seine Neigung in das aktive Leben verflochten worden: itzo war es eine Folge seiner nunmehrigen, und wie er glaubte gelaeuterten Denkungs-Art, dass er sich dazu entschloss. Ein sanftes Entzuecken, welches ihm in diesen Augenblicken den suessesten Berauschungen der Wollust unendlich vorzuziehen schien, ergoss sich durch sein ganzes Wesen bei dem Gedanken, der Mitarbeiter an der Wiedereinsetzung Siciliens in die unendlichen Vorteile der wahren Freiheit und einer durch weise Gesetze und Anstalten verewigten Verfassung zu sein—Seine immer verschoenernde Phantasie malte ihm die Folgen seiner Bemuehungen in tausend reizende Bilder von oeffentlicher Glueckseligkeit aus—er fuehlte mit Entzuecken die Kraefte zu einer so edeln Arbeit in sich; und sein Vergnuegen war desto vollkommener, da er zugleich empfand, dass Herrschsucht und eitle Ruhm-Begierde keinen Anteil daran hatten; dass es die tugendhafte Begierde, in einem weiten Umfang gutes zu tun, war, deren gehoffete Befriedigung ihm diesen Vorschmack des goettlichsten Vergnuegens gab, dessen die menschliche Natur faehig ist. Seine Erfahrungen, so viel sie ihn auch gekostet hatten, schienen ihm itzt nicht zu teuer erkauft, da er dadurch desto tuechtiger zu sein hoffte, die Klippen zu vermeiden, an denen die Klugheit oder die Tugend derjenigen zu scheitern pflegt, welche sich den oeffentlichen Angelegenheiten unterziehen. Er setzte sich fest vor, sich durch keine zweite Danae mehr irre machen zu lassen. Er glaubte sich in diesem Stuecke desto besser auf sich selbst verlassen zu koennen, da er stark genug gewesen war, sich von der ersten loszureissen, und es mit gutem Fug fuer unmoeglich halten konnte, jemals auf eine noch gefaehrlichere Probe gesetzt zu werden. Ohne Ehrgeiz, ohne Habsucht, immer wachsam auf die schwache Seite seines Herzens, die er kennen gelernt hatte, dachte er nicht, dass er von andern Leidenschaften, welche vielleicht noch in seinem Busen schlummerten, etwas zu besorgen haben koenne. Keine uebelweissagende Besorgnisse stoerten ihn in dem unvermischten Genusse seiner Hoffnungen; sie beschaeftigten ihn wachend und selbst in Traeumen; sie waren der vornehmste Inhalt seiner Gespraeche mit dem Syracusischen Kaufmanne, sie machten ihm die Beschwerden der Reise unmerklich, und entschaedigten ihn ueberfluessig fuer den Verlust der ehemals geliebten Danae; einen Verlust der mit jedem neuen Morgen kleiner in seinen Augen wurde; und so fuehrten ihn guenstige Winde und ein geschickter Steuermann nach einer kurzen Verweilung in einigen griechischen See-Staedten, wo er sich nirgends zu erkennen gab, gluecklich nach Syracus, um an dem Hof eines Fuersten zu lernen, dass auf dieser schluepfrigen Hoehe die Tugend entweder der Klugheit aufgeopfert werden muss, oder die behutsamste Klugheit nicht hinreichend ist, den Fall des Tugendhaften zu verhindern.

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