Wilhelm Meisters Lehrjahre, Buch 6

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Author: Johann Wolfgang von Goethe

VI. Buch--2

Narziss, der eine Weile mit herumgesprungen war, kam auch einmal in das Zimmer, in dem ich mich befand, und fing, nachdem er sich von einem Nasenbluten, das ihn beim Tanzen ueberfiel, erholt hatte, mit mir ueber mancherlei zu sprechen an. Binnen einer halben Stunde war der Diskurs so interessant, ob sich gleich keine Spur von Zaertlichkeit dreinmischte, dass wir nun beide das Tanzen nicht mehr vertragen konnten. Wir wurden bald von den andern darueber geneckt, ohne dass wir uns dadurch irremachen liessen. Den andern Abend konnten wir unser Gespraech wieder anknuepfen und schonten unsre Gesundheit sehr.

Nun war die Bekanntschaft gemacht. Narziss wartete mir und meinen Schwestern auf, und nun fing ich erst wieder an gewahr zu werden, was ich alles wusste, worueber ich gedacht, was ich empfunden hatte und worueber ich mich im Gespraeche auszudruecken verstand. Mein neuer Freund, der von jeher in der besten Gesellschaft gewesen war, hatte ausser dem historischen und politischen Fache, das er ganz uebersah, sehr ausgebreitete literarische Kenntnisse, und ihm blieb nichts Neues, besonders was in Frankreich herauskam, unbekannt. Er brachte und sendete mir manch angenehmes Buch, doch das musste geheimer als ein verbotenes Liebesverstaendnis gehalten werden. Man hatte die gelehrten Weiber laecherlich gemacht, und man wollte auch die unterrichteten nicht leiden, wahrscheinlich weil man fuer unhoeflich hielt, so viel unwissende Maenner beschaemen zu lassen. Selbst mein Vater, dem diese neue Gelegenheit, meinen Geist auszubilden, sehr erwuenscht war, verlangte ausdruecklich, dass dieses literarische Kommerz ein Geheimnis bleiben sollte.

So waehrte unser Umgang beinahe Jahr und Tag, und ich konnte nicht sagen, dass Narziss auf irgendeine Weise Liebe oder Zaertlichkeit gegen mich geaeussert haette. Er blieb artig und verbindlich, aber zeigte keinen Affekt; vielmehr schien der Reiz meiner juengsten Schwester, die damals ausserordentlich schoen war, ihn nicht gleichgueltig zu lassen. Er gab ihr im Scherze allerlei freundliche Namen aus fremden Sprachen, deren mehrere er sehr gut sprach und deren eigentuemliche Redensarten er gern ins deutsche Gespraech mischte. Sie erwiderte seine Artigkeiten nicht sonderlich; sie war von einem andern Faedchen gebunden, und da sie ueberhaupt sehr rasch und er empfindlich war, so wurden sie nicht selten ueber Kleinigkeiten uneins. Mit der Mutter und den Tanten wusste er sich gut zu halten, und so war er nach und nach ein Glied der Familie geworden.

Wer weiss, wie lange wir noch auf diese Weise fortgelebt haetten, waeren durch einen sonderbaren Zufall unsere Verhaeltnisse nicht auf einmal veraendert worden. Ich ward mit meinen Schwestern in ein gewisses Haus gebeten, wohin ich nicht gerne ging. Die Gesellschaft war zu gemischt, und es fanden sich dort oft Menschen, wo nicht vom rohsten, doch vom plattsten Schlage mit ein. Diesmal war Narziss auch mit geladen, und um seinetwillen war ich geneigt hinzugehen: denn ich war doch gewiss, jemanden zu finden, mit dem ich mich auf meine Weise unterhalten konnte. Schon bei Tafel hatten wir manches auszustehen, denn einige Maenner hatten stark getrunken; nach Tische sollten und mussten Pfaender gespielt werden. Es ging dabei sehr rauschend und lebhaft zu. Narziss hatte ein Pfand zu loesen; man gab ihm auf, der ganzen Gesellschaft etwas ins Ohr zu sagen, das jedermann angenehm waere. Er mochte sich bei meiner Nachbarin, der Frau eines Hauptmanns, zu lange verweilen. Auf einmal gab ihm dieser eine Ohrfeige, dass mir, die ich gleich daran sass, der Puder in die Augen flog. Als ich die Augen ausgewischt und mich vom Schrecken einigermassen erholt hatte, sah ich beide Maenner mit blossen Degen. Narziss blutete, und der andere, ausser sich von Wein, Zorn und Eifersucht, konnte kaum von der ganzen uebrigen Gesellschaft zurueckgehalten werden. Ich nahm Narzissen beim Arm und fuehrte ihn zur Tuere hinaus, eine Treppe hinauf in ein ander Zimmer, und weil ich meinen Freund vor seinem tollen Gegner nicht sicher glaubte, riegelte ich die Tuere sogleich zu.

Wir hielten beide die Wunde nicht fuer ernsthaft, denn wir sahen nur einen leichten Hieb ueber die Hand; bald aber wurden wir einen Strom von Blut, der den Ruecken hinunterfloss, gewahr, und es zeigte sich eine grosse Wunde auf dem Kopfe. Nun ward mir bange. Ich eilte auf den Vorplatz, um nach Huelfe zu schicken, konnte aber niemand ansichtig werden, denn alles war unten geblieben, den rasenden Menschen zu baendigen. Endlich kam eine Tochter des Hauses heraufgesprungen, und ihre Munterkeit aengstigte mich nicht wenig, da sie sich ueber den tollen Spektakel und ueber die verfluchte Komoedie fast zu Tode lachen wollte. Ich bat sie dringend, mir einen Wundarzt zu schaffen, und sie, nach ihrer wilden Art, sprang gleich die Treppe hinunter, selbst einen zu holen.

Ich ging wieder zu meinem Verwundeten, band ihm mein Schnupftuch um die Hand und ein Handtuch, das an der Tuere hing, um den Kopf. Er blutete noch immer heftig: der Verwundete erblasste und schien in Ohnmacht zu sinken. Niemand war in der Naehe, der mir haette beistehen koennen; ich nahm ihn sehr ungezwungen in den Arm und suchte ihn durch Streicheln und Schmeicheln aufzumuntern. Es schien die Wirkung eines geistigen Heilmittels zu tun; er blieb bei sich, aber sass totenbleich da.

Nun kam endlich die taetige Hausfrau, und wie erschrak sie, als sie den Freund in dieser Gestalt in meinen Armen liegen und uns alle beide mit Blut ueberstroemt sah: denn niemand hatte sich vorgestellt, dass Narziss verwundet sei; alle meinten, ich habe ihn gluecklich hinausgebracht.

Nun war Wein, wohlriechendes Wasser, und was nur erquicken und erfrischen konnte, im ueberfluss da, nun kam auch der Wundarzt, und ich haette wohl abtreten koennen; allein Narziss hielt mich fest bei der Hand, und ich waere, ohne gehalten zu werden, stehengeblieben. Ich fuhr waehrend des Verbandes fort, ihn mit Wein anzustreichen, und achtete es wenig, dass die ganze Gesellschaft nunmehr umherstand. Der Wundarzt hatte geendigt, der Verwundete nahm einen stummen, verbindlichen Abschied von mir und wurde nach Hause getragen.

Nun fuehrte mich die Hausfrau in ihr Schlafzimmer; sie musste mich ganz auskleiden, und ich darf nicht verschweigen, dass ich, da man sein Blut von meinem Koerper abwusch, zum erstenmal zufaellig im Spiegel gewahr wurde, dass ich mich auch ohne Huelle fuer schoen halten durfte. Ich konnte keines meiner Kleidungsstuecke wieder anziehn, und da die Personen im Hause alle kleiner oder staerker waren als ich, so kam ich in einer seltsamen Verkleidung zum groessten Erstaunen meiner Eltern nach Hause. Sie waren ueber mein Schrecken, ueber die Wunden des Freundes, ueber den Unsinn des Hauptmanns, ueber den ganzen Vorfall aeusserst verdriesslich. Wenig fehlte, so haette mein Vater selbst, seinen Freund auf der Stelle zu raechen, den Hauptmann herausgefordert. Er schalt die anwesenden Herren, dass sie ein solches meuchlerisches Beginnen nicht auf der Stelle geahndet; denn es war nur zu offenbar, dass der Hauptmann sogleich, nachdem er geschlagen, den Degen gezogen und Narzissen von hinten verwundet habe; der Hieb ueber die Hand war erst gefuehrt worden, als Narziss selbst zum Degen griff. Ich war unbeschreiblich alteriert und affiziert, oder wie soll ich es ausdruecken; der Affekt, der im tiefsten Grunde des Herzens ruhte, war auf einmal losgebrochen wie eine Flamme, welche Luft bekoemmt. Und wenn Lust und Freude sehr geschickt sind, die Liebe zuerst zu erzeugen und im stillen zu naehren, so wird sie, die von Natur herzhaft ist, durch den Schrecken am leichtesten angetrieben, sich zu entscheiden und zu erklaeren. Man gab dem Toechterchen Arznei ein und legte es zu Bette. Mit dem fruehesten Morgen eilte mein Vater zu dem verwundeten Freund, der an einem starken Wundfieber recht krank darniederlag.

Mein Vater sagte mir wenig von dem, was er mit ihm geredet hatte, und suchte mich wegen der Folgen, die dieser Vorfall haben koennte, zu beruhigen. Es war die Rede, ob man sich mit einer Abbitte begnuegen koenne, ob die Sache gerichtlich werden muesse, und was dergleichen mehr war. Ich kannte meinen Vater zu wohl, als dass ich ihm geglaubt haette, dass er diese Sache ohne Zweikampf geendigt zu sehen wuenschte; allein ich blieb still, denn ich hatte von meinem Vater frueh gelernt, dass Weiber in solche Haendel sich nicht zu mischen haetten. uebrigens schien es nicht, als wenn zwischen den beiden Freunden etwas vorgefallen waere, das mich betroffen haette; doch bald vertraute mein Vater den Inhalt seiner weitern Unterredung meiner Mutter. Narziss, sagte er, sei aeusserst geruehrt von meinem geleisteten Beistand, habe ihn umarmt, sich fuer meinen ewigen Schuldner erklaert, bezeigt, er verlange kein Glueck, wenn er es nicht mit mir teilen sollte; er habe sich die Erlaubnis ausgebeten, ihn als Vater ansehn zu duerfen. Mama sagte mir das alles treulich wieder, haengte aber die wohlmeinende Erinnerung daran, auf so etwas, das in der ersten Bewegung gesagt worden, duerfe man so sehr nicht achten. "Ja freilich", antwortete ich mit angenommener Kaelte und fuehlte der Himmel weiss was und wieviel dabei.

Narziss blieb zwei Monate krank, konnte wegen der Wunde an der rechten Hand nicht einmal schreiben, bezeigte mir aber inzwischen sein Andenken durch die verbindlichste Aufmerksamkeit. Alle diese mehr als gewoehnlichen Hoeflichkeiten hielt ich mit dem, was ich von der Mutter erfahren hatte, zusammen, und bestaendig war mein Kopf voller Grillen. Die ganze Stadt unterhielt sich von der Begebenheit. Man sprach mit mir davon in einem besondern Tone, man zog Folgerungen daraus, die, sosehr ich sie abzulehnen suchte, mir immer sehr nahegingen. Was vorher Taendelei und Gewohnheit gewesen war, ward nun Ernst und Neigung. Die Unruhe, in der ich lebte, war um so heftiger, je sorgfaeltiger ich sie vor allen Menschen zu verbergen suchte. Der Gedanke, ihn zu verlieren, erschreckte mich, und die Moeglichkeit einer naehern Verbindung machte mich zittern. Der Gedanke des Ehestandes hat fuer ein halbkluges Maedchen gewiss etwas Schreckhaftes.

Durch diese heftigen Erschuetterungen ward ich wieder an mich selbst erinnert. Die bunten Bilder eines zerstreuten Lebens, die mir sonst Tag und Nacht vor den Augen schwebten, waren auf einmal weggeblasen. Meine Seele fing wieder an, sich zu regen; allein die sehr unterbrochene Bekanntschaft mit dem unsichtbaren Freunde war so leicht nicht wiederhergestellt. Wir blieben noch immer in ziemlicher Entfernung; es war wieder etwas, aber gegen sonst ein grosser Unterschied.

Ein Zweikampf, worin der Hauptmann stark verwundet wurde, war vorueber, ohne dass ich etwas davon erfahren hatte, und die oeffentliche Meinung war in jedem Sinne auf der Seite meines Geliebten, der endlich wieder auf dem Schauplatze erschien. Vor allen Dingen liess er sich mit verbundnem Haupt und eingewickelter Hand in unser Haus tragen. Wie klopfte mir das Herz bei diesem Besuche! Die ganze Familie war gegenwaertig; es blieb auf beiden Seiten nur bei allgemeinen Danksagungen und Hoeflichkeiten; doch fand er Gelegenheit, mir einige geheime Zeichen seiner Zaertlichkeit zu geben, wodurch meine Unruhe nur zu sehr vermehrt ward. Nachdem er sich voellig wieder erholt, besuchte er uns den ganzen Winter auf ebendem Fuss wie ehemals, und bei allen leisen Zeichen von Empfindung und Liebe, die er mir gab, blieb alles uneroertert.

Auf diese Weise ward ich in steter uebung gehalten. Ich konnte mich keinem Menschen vertrauen, und von Gott war ich zu weit entfernt. Ich hatte diesen waehrend vier wilder Jahre ganz vergessen; nun dachte ich dann und wann wieder an ihn, aber die Bekanntschaft war erkaltet; es waren nur Zeremonienvisiten, die ich ihm machte, und da ich ueberdies, wenn ich vor ihm erschien, immer schoene Kleider anlegte, meine Tugend, Ehrbarkeit und Vorzuege, die ich vor andern zu haben glaubte, ihm mit Zufriedenheit vorwies, so schien er mich in dem Schmucke gar nicht zu bemerken.

Ein Hoefling wuerde, wenn sein Fuerst, von dem er sein Glueck erwartet, sich so gegen ihn betruege, sehr beunruhigt werden; mir aber war nicht uebel dabei zumute. Ich hatte, was ich brauchte, Gesundheit und Bequemlichkeit; wollte sich Gott mein Andenken gefallen lassen, so war es gut; wo nicht, so glaubte ich doch meine Schuldigkeit getan zu haben.

So dachte ich freilich damals nicht von mir; aber es war doch die wahrhafte Gestalt meiner Seele. Meine Gesinnungen zu aendern und zu reinigen, waren aber auch schon Anstalten gemacht.

Der Fruehling kam heran, und Narziss besuchte mich unangemeldet zu einer Zeit, da ich ganz allein zu Hause war. Nun erschien er als Liebhaber und fragte mich, ob ich ihm mein Herz und, wenn er eine ehrenvolle, wohlbesoldete Stelle erhielte, auch dereinst meine Hand schenken wollte.

Man hatte ihn zwar in unsre Dienste genommen; allein anfangs hielt man ihn, weil man sich vor seinem Ehrgeiz fuerchtete, mehr zurueck, als dass man ihn schnell emporgehoben haette, und liess ihn, weil er eignes Vermoegen hatte, bei einer kleinen Besoldung.

Bei aller meiner Neigung zu ihm wusste ich, dass er der Mann nicht war, mit dem man ganz gerade handeln konnte. Ich nahm mich daher zusammen und verwies ihn an meinen Vater, an dessen Einwilligung er nicht zu zweifeln schien und mit mir erst auf der Stelle einig sein wollte. Endlich sagte ich ja, indem ich die Beistimmung meiner Eltern zur notwendigen Bedingung machte. Er sprach alsdann mit beiden foermlich; sie zeigten ihre Zufriedenheit, man gab sich das Wort auf den bald zu hoffenden Fall, dass man ihn weiter avancieren werde. Schwestern und Tanten wurden davon benachrichtigt und ihnen das Geheimnis auf das strengste anbefohlen.

Nun war aus einem Liebhaber ein Braeutigam geworden. Die Verschiedenheit zwischen beiden zeigte sich sehr gross. Koennte jemand die Liebhaber aller wohldenkenden Maedchen in Braeutigame verwandeln, so waere es eine grosse Wohltat fuer unser Geschlecht, selbst wenn auf dieses Verhaeltnis keine Ehe erfolgen sollte. Die Liebe zwischen beiden Personen nimmt dadurch nicht ab, aber sie wird vernuenftiger. Unzaehlige kleine Torheiten, alle Koketterien und Launen fallen gleich hinweg. aeussert uns der Braeutigam, dass wir ihm in einer Morgenhaube besser als in dem schoensten Aufsatze gefallen, dann wird einem wohldenkenden Maedchen gewiss die Frisur gleichgueltig, und es ist nichts natuerlicher, als dass er auch solid denkt und lieber sich eine Hausfrau als der Welt eine Putzdocke zu bilden wuenscht. Und so geht es durch alle Faecher durch.

Hat ein solches Maedchen dabei das Glueck, dass ihr Braeutigam Verstand und Kenntnisse besitzt, so lernt sie mehr, als hohe Schulen und fremde Laender geben koennen. Sie nimmt nicht nur alle Bildung gern an, die er ihr gibt, sondern sie sucht sich auch auf diesem Wege so immer weiterzubringen. Die Liebe macht vieles Unmoegliche moeglich, und endlich geht die dem weiblichen Geschlecht so noetige und anstaendige Unterwerfung sogleich an; der Braeutigam herrscht nicht wie der Ehemann; er bittet nur, und seine Geliebte sucht ihm abzumerken, was er wuenscht, um es noch eher zu vollbringen, als er bittet.

So hat mich die Erfahrung gelehrt, was ich nicht um vieles missen moechte. Ich war gluecklich, wahrhaft gluecklich, wie man es in der Welt sein kann, das heisst auf kurze Zeit.

Ein Sommer ging unter diesen stillen Freuden hin. Narziss gab mir nicht die mindeste Gelegenheit zu Beschwerden; er ward mir immer lieber, meine ganze Seele hing an ihm, das wusste er wohl und wusste es zu schaetzen. Inzwischen entspann sich aus anscheinenden Kleinigkeiten etwas, das unserm Verhaeltnisse nach und nach schaedlich wurde.

Narziss ging als Braeutigam mit mir um, und nie wagte er es, das von mir zu begehren, was uns noch verboten war. Allein ueber die Grenzen der Tugend und Sittsamkeit waren wir sehr verschiedener Meinung. Ich wollte sichergehen und erlaubte durchaus keine Freiheit, als welche allenfalls die ganze Welt haette wissen duerfen. Er, an Naeschereien gewoehnt, fand diese Diaet sehr streng; hier setzte es nun bestaendigen Widerspruch; er lobte mein Verhalten und suchte meinen Entschluss zu untergraben.

Mir fiel das "ernsthaft" meines alten Sprachmeisters wieder ein und zugleich das Huelfsmittel, das ich damals dagegen angegeben hatte.

Mit Gott war ich wieder ein wenig bekannter geworden. Er hatte mir so einen lieben Braeutigam gegeben, und dafuer wusste ich ihm Dank. Die irdische Liebe selbst konzentrierte meinen Geist und setzte ihn in Bewegung, und meine Beschaeftigung mit Gott widersprach ihr nicht. Ganz natuerlich klagte ich ihm, was mich bange machte, und bemerkte nicht, dass ich selbst das, was mich bange machte, wuenschte und begehrte. Ich kam mir sehr stark vor und betete nicht etwa: "Bewahre mich vor Versuchung!" ueber die Versuchung war ich meinen Gedanken nach weit hinaus. In diesem losen Flitterschmuck eigner Tugend erschien ich dreist vor Gott; er stiess mich nicht weg; auf die geringste Bewegung zu ihm hinterliess er einen sanften Eindruck in meiner Seele, und dieser Eindruck bewegte mich, ihn immer wieder aufzusuchen.

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Chicago: Johann Wolfgang von Goethe, "VI. Buch--2," Wilhelm Meisters Lehrjahre, Buch 6 in Wilhelm Meisters Lehrjahre, Buch 6 (Berlin: Tempel Verlag, 1909), Original Sources, accessed May 31, 2023, http://www.originalsources.com/Document.aspx?DocID=GN14C2JV6BTPQ1T.

MLA: Goethe, Johann Wolfgang von. "VI. Buch--2." Wilhelm Meisters Lehrjahre, Buch 6, in Wilhelm Meisters Lehrjahre, Buch 6, Berlin, Tempel Verlag, 1909, Original Sources. 31 May. 2023. http://www.originalsources.com/Document.aspx?DocID=GN14C2JV6BTPQ1T.

Harvard: Goethe, JW, 'VI. Buch--2' in Wilhelm Meisters Lehrjahre, Buch 6. cited in 1909, Wilhelm Meisters Lehrjahre, Buch 6, Tempel Verlag, Berlin. Original Sources, retrieved 31 May 2023, from http://www.originalsources.com/Document.aspx?DocID=GN14C2JV6BTPQ1T.