Iphigenie (allein).
Von dieses Mannes Rede fuehl’ ich mir Zur ungelegnen Zeit das Herz im Busen Auf einmal umgewendet. Ich erschrecke!— Denn wie die Fluth mit schnellen Stroemen wachsend Die Felsen ueberspuelt, die in dem Sand Am Ufer liegen: so bedeckte ganz Ein Freudenstrom mein Innerstes. Ich hielt In meinen Armen das Unmoegliche. Es schien sich eine Wolke wieder sanft Um mich zu legen, von der Erde mich Empor zu heben und in jenen Schlummer Mich einzuwiegen, den die gute Goettin Um meine Schlaefe legte, da ihr Arm Mich rettend fasste.—Meinen Bruder Ergriff das Herz mit einziger Gewalt: Ich horchte nur auf seines Freundes Rath; Nur sie zu retten drang die Seele vorwaerts. Und wie den Klippen einer wuesten Insel Der Schiffer gern den Ruecken wendet: so Lag Tauris hinter mir. Nun hat die Stimme Des treuen Manns mich wieder aufgeweckt, Dass ich auch Menschen hier verlasse, mich Erinnert. Doppelt wird mir der Betrug Verhasst. O bleibe ruhig, meine Seele! Beginnst du nun zu schwanken und zu zweifeln? Den festen Boden deiner Einsamkeit Musst du verlassen! Wieder eingeschifft Ergreifen dich die Wellen schaukelnd, trueb Und bang verkennest du die Welt und dich.
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Chicago: Johann Wolfgang von Goethe, "Dritter Auftritt.," Iphigenie Auf Tauris in Iphigenie Auf Tauris Original Sources, accessed July 9, 2025, http://www.originalsources.com/Document.aspx?DocID=LJ6A9ZQ5V9D6IKY.
MLA: Goethe, Johann Wolfgang von. "Dritter Auftritt." Iphigenie Auf Tauris, in Iphigenie Auf Tauris, Original Sources. 9 Jul. 2025. http://www.originalsources.com/Document.aspx?DocID=LJ6A9ZQ5V9D6IKY.
Harvard: Goethe, JW, 'Dritter Auftritt.' in Iphigenie Auf Tauris. cited in , Iphigenie Auf Tauris. Original Sources, retrieved 9 July 2025, from http://www.originalsources.com/Document.aspx?DocID=LJ6A9ZQ5V9D6IKY.